Mittwoch, 25. Juli 2012

Usedom - Heeresversuchsanstalt Peenemünde



Einen ganzen Nachmittag haben wir auf dem Gelände und im Kraftwerk der ehemaligen Heeresversuchsanstalt (HVA) Peenemünde im Norden der Insel Usedom verbracht. Das Wetter war an diesem Tag traurig und passte somit sehr gut zum Thema des Tages.
Die HVA steht für «bedeutende Pionierleistungen der Raumfahrtgeschichte und für menschenverachtendes Unrecht», steht in meinem Reiseführer (siehe Quellen) geschrieben.
Die Bewohner des Fischerdorfs Peenemünde wurden Mitte der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts evakuiert, das Dorf abgerissen und der ganze Norden Usedoms wurde zu militärischem Sperrgebiet erklärt. Ein riesiges, geheimes Forschungslabor wurde errichtet, in welchem Raketen zu militärischen Zwecken, also als Massenvernichtungswaffen entwickelt wurden. Die V2 (Bild oben links) - das V steht für «Vergeltungswaffe», wurde erstmals am Morgen des 8. Septembers 1944 abgefeuert mit dem Ziel Paris. Ein paar Stunden später schlugen in London zwei weitere Raketen ein. In den darauffolgenden drei Monaten feuerten Hitlers Leute über 1500 solcher Raketen ab. 
Um Strom für die Versuchsanstalt zu produzieren, baute man ein riesiges Kohlekraftwerk (erstes Bild oben), das auch nach dem Krieg bis zur Wende 1990 in Betrieb war. Im ehemaligen Kraftwerk ist heute das Historisch-Technische Informationszentrum (HTI) untergebracht: eine eindrückliche Ausstellung über die Raketenversuchsanstalt, die verschiedenen Waffensysteme, über das KZ-Aussenlager im Keller der Fertigungshalle, in welchem hunderte von Menschen zusammengepfercht vegetierten und mithelfen mussten, diese riesige Versuchsanstalt aufzubauen, über das Leid, die «Erfolge» und zuletzt auch über das Ende der ganzen Anlage.
















Öffnungszeiten HTI:
April bis September täglich 10 bis 18 Uhr, Oktober bis März 10 bis 16 Uhr, November bis März jeweils Montag geschlossen.
www.peenemuende.de

Quellen:
Usedom, Sabine Becht, Sven Talaron, Michael Müller Verlag GmbH, Erlangen, ISBN 978-3-89953-651-5

2 Kommentare:

  1. Den ab 1937 in Peenemünde tätigen Wernher von Braun haben die Amerikaner nach dem 2. Weltkrieg "übernomen", er war bei der NASA massgeblich an der Entwicklung u.a. der Apollo-Raketen beteiligt. Ich mag das nicht kommentieren.

    twocents

    AntwortenLöschen
  2. @Twocents
    Die meisten Ingenieure von Peenemünde wurden nach dem Krieg entweder von den Amis oder den Franzosen übernommen, nicht nur Wernher von Braun. Der Rundgang durchs Museum ist mit rund 2,5 Std. angegeben. Wir waren 4 Stunden drin... ich war hinterher komplett durch den Wind. Der Rundgang ging sehr nahe.

    AntwortenLöschen

Ich freue mich über jeden netten oder auch kritischen Kommentar. Beleidigende, braungefärbte-rassistische Beiträge werden jedoch gelöscht.