Mittwoch, 17. Juli 2013

Sondermülldeponie Kölliken


Wer mit dem Auto von Zürich nach Bern auf der A1 unterwegs ist, fährt in Kölliken im Kanton Aargau an einer der grössten Schweizer Baustellen vorbei. Von aussen ist die Baustelle eigentlich nicht sichtbar. Aber die riesige Halle mit aussen liegenden Bogentragwerken fällt auf. Bei der Anlage handelt es sich um eines der unrühmlichsten Kapitel in der Schweizer Entsorgungsgeschichte: Die Gesamtsanierung der Sondermülldeponie Kölliken.


In den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde in Kölliken in einer ehemaligen Tongrube eine Sondermülldeponie angelegt. Bis Mitte 80er Jahre lagerte man 350 000 Tonnen Sondermüll in Fässern auf dem Gelände ein. Der ganze Müll wurde zugedeckt, auf dem Gelände über der Deponie weideten künftig Schafe.


Es kam, wie es kommen musste - kurze Zeit darauf bemerkte man, dass die Endlösung halt eben doch keine Endlösung war, denn der Untergrund war undicht, die ganze giftige Brühe begann zu versickern und bedrohte das Grundwasservorkommen der Region.
Die Behörden mussten handeln. Als erste Massnahme wurde Ende der 80er Jahre das gesamte Areal gegen Regenwasser geschützt, sprich abgedeckt. Pumpbrunnen wurden erstellt, man baute eine Schmutzwasser- und Abluftbehandlungsanlage, Drainagen wurden gelegt und so das kontaminierte Wasser aufgefangen.


Anfangs des 21. Jahrhunderts verfügte der Kanton Aargau, dass die Deponie bis spätestens im Jahr 2012 rückgebaut werden müsse. Aus diesem Grund baute man über das komplette Gelände eine Abbauhalle, eine Manipulationshalle und eine Lagerhalle. Die Abbauhalle wird von Bogenträgern überspannt (bis zu 170 m Spannweite), an denen die Decke der Halle aufgehängt ist. Unterdruck und Abluftreinigung in den Hallen sollen verhindern, dass Schadstoffe austreten.


Seit Ende 2007 wird nun die Deponie ausgehoben und rückgebaut, bis im Jahr 2017 sollte das Gelände saniert sein und neu genutzt werden können. Ich frage mich bloss, wie dieses Gelände genutzt werden soll.

Blick durchs Fenster in die Halle.

Die Westseite der Halle.

Bogenkonstruktion

Hier hat jemand versucht ein nettes Plätzchen an der Sonne einzurichten.

Als ob hier jemand freiwillig reingehen würde!

Die Sanierungshalle grenzt direkt an ein Einfamlienhausquartier.

Die Hoffnung stirbt zuletzt!

4 Kommentare:

  1. Ein wirklich unrühmliches Kapitel. In Kölliken wird nun versucht, die Sünden der 70/80iger zu beseitigen. In vielen anderen Deponien im In- und Ausland sickern die giftigen Substanzen weiterhin in den Boden, ins Grundwasser, vergiften die Seen und Flüsse. Der Mensch hats nicht weit gebracht, er wird immer dümmer statt intelligenter. Danke für diesen tollen Beitrag!
    Lg Carmen

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  2. von ganzem Herzen danke ich Ihnen für den Beitrag über Kölliken,Sie haben das dortige "Desaster" wirklich super beschrieben und die entsprechenden Fotos gehen mir wirklich unter die Haut.Liebe Grüsse,Ihre eifrige Blog-Leserin Ursula

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  3. @Carmen
    Weisst Du, ärgerlich ist vor allem, dass die damals Verantwortlichen nie zur Rechenschaft gezogen wurden für ihre Fehlentscheide. Und auch in Zukunft werden Verantwortliche in Bezug auf sogenannte «Endlager» sich nie persönlich verantworten müssen. Das ist das, was mich wirklich ärgert an der ganzen Sache. Wir hinterlassen unseren Nachkommen eine himmeltraurige Sauerei und das quasi mit dem Auftrag, dass sie «unsere» Fehlentscheide ausbügeln und sanieren dürfen/müssen.
    @Ursula
    Erst mal willkommmen im Hühnerhof. Ich hoffe, es ist Dir recht, wenn ich Dich duze - hier im Hühnerhof gehen wir zwar höflich und respektvoll miteinander um, die Höflichkeitsform ist hier aber nicht von Nöten ;-)
    Es gibt in Kölliken Führungen durch die Hallen. Man muss sich rechtzeitig anmelden (Monate voraus). Mitte August gibt es bei zwei Führungen noch ein paar wenige freie Plätze. Ich denke, dass ich mich da bei einer anmelden werde.
    Achja, und noch was - ich habe mir die Gärten der Einfamilienhäuser in unmittelbarer Umgebung der Baustelle angeschaut. Ob es Zufall ist, dass dort in keinem Garten Gemüse angebaut wird?

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  4. danke für die wegwarte am schluss deiner fotoserie.

    als kind habe ich jeweils am rande mitbekommen, was da in kölliken los war, wenn meine eltern mit mir da vorbeifuhren. ich stimme mit dir überein, es ist himmeltraurig, dass verantwortliche kaum je selber gerade stehen müssen. manchmal allerdings hege ich eine leise vermutung, dass es - wenn auch statistisch noch nicht belegt - anders wird. "eine andere welt ist nicht nur möglich, sie ist unterwegs. an ruhigen tagen kann ich ihren atem hören." arundhati oi

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